VW: Wie viel Elektromobilität steckt in der neuen Strategie?
Wolfsburg – Dass Volkswagen bei der mit Spannung erwarteten Vorstellung der neuen Unternehmens-Strategie auch das Thema Elektromobilität in den Vordergrund stellen würde, war zu erwarten. Doch wie ernst meint es das Unternehmen mit seinen weltweit über 600.000 Beschäftigten tatsächlich in diesem Bereich. Positive Nebenerscheinung: Die EU-Kommission hat offenbar keinerlei Bedenken hinsichtlich der geplanten Kaufprämie für neue Elektroautos in Deutschland.
Am Donnerstag verkündete VW, dass der Vorstand des Volkswagen-Konzerns mit Zustimmung des Aufsichtsrates das Zukunftsprogramm "Together – Strategie 2025" beschlossen hat. Die neue Strategie bilde den Rahmen und setze die Leitplanken für die angestrebte Weiterentwicklung des Volkswagen-Konzerns vom Automobilhersteller zu einem weltweit führenden Anbieter nachhaltiger Mobilität, so die Umschreibung.
Elektroautos sollen 2025 bis zu 25 Prozent des Gesamtabsatzes ausmachen
Die Elektromobilität soll dabei eine zentrale Rolle spielen. Von mehr als 30 neuen Elektro-Fahrzeugen bis zum Jahr 2025 ist die Rede. In der Vergangenheit hatte VW immer wieder erklärt, bis bis 2020 will VW mehr als 20 zusätzliche strombetriebene Modelle auf den Markt bringen. Nun folgt also eine weitere Steigerung dieser Ziele bis 2025. VW teilte mit, dass ein besonderer Fokus bei den Fahrzeugen und Antrieben der Elektromobilität gelte. Hier plant der Konzern eine umfassende Offensive, nach der insgesamt in den kommenden zehn Jahren mehr als 30 rein batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) auf den Markt gebracht werden sollen. Der Anteil solcher Fahrzeuge am Pkw-Weltmarkt könnte nach Schätzungen des Unternehmens dann bereits bei rund einem Viertel liegen. Für den eigenen BEV-Absatz im Jahr 2025 prognostiziert VW ein Volumen von zwei bis drei Millionen Einheiten, entsprechend einem Anteil von rund 20 bis 25 Prozent am dann erwarteten Gesamtabsatz.
Autonomes Fahren und Batterietechnologie ebenfalls im Fokus
Auch beim Zukunftsthema Autonomes Fahren und Künstliche Intelligenz will VW die nötigen Ressourcen eigenständig bereitstellen. Ziel sei die Zulassung einer selbst entwickelten wettbewerbsfähigen technischen Lösung für ein Self-Driving System (SDS) bis zum Ende der Dekade.
Angesichts des in den kommenden Jahren rapide ansteigenden Markt- und Absatzvolumens von Elektrofahrzeugen plant VW zudem, sich die Batterietechnologie als neues Kompetenzfeld auf die Fahnen zu schreiben. Die strategischen Optionen, um an dem damit verbundenen Ertragspotenzial teilzuhaben und die Batterietechnologie zu einem neuen Kompetenzfeld des Konzerns aufzubauen, werden gründlich geprüft, so der Automobil-Riese mit derzeit rund 340 Auto-Modellvarianten.
VW-Chef Müller: Transformation gelingt nur gemeinsam
Die Strategie 2025 betrifft neben den genannten Elektromobilitäts- und Zukunftsthemen auch zahlreiche weitere Unternehmensaspekte, die der VW-Vorstandvorsitzende Matthias Müller so zusammengefasst hat: "Mit dem Zukunftsprogramm ,Together – Strategie 2025‘ wird der Volkswagen Konzern fokussierter, effizienter, innovativer, kundennäher, nachhaltiger – und konsequent auf profitables Wachstum ausgerichtet.“ Das gelinge nur gemeinsam, so Müller. Am Tag der Präsentation waren zumindest die Aktionäre noch nicht völlig überzeugt. Die VW-Aktie gab im Handel Donnerstag um 2,2 Prozent auf 117,55 Euro nach (Börse Xetra). Im heutigen Handel macht das Papier diese Verluste bislang aber zum Großteil wieder wett (+2,0 Prozent, 119,90 Euro, Stand 11:50 Uhr, Xetra). Die Analysten von Merrill Lynch erklärten, die Ziele der neuen Strategie 2025 seien enttäuschend, aber realistisch. Man bleibe bei "underperform" für die VW-Vorzugsaktie und einem Kursziel von 100 Euro.
EU-Kommission gibt grünes Licht für Elektroauto-Kaufprämie in Deutschland
Ein positives Signal in Sachen Elektromobilität kommt heute zudem aus Brüssel von der Europäischen Kommission und dürfte auch der VW-Führung gefallen. Diese hat bestätigt, dass die in Deutschland geplante Kaufprämie für Elektrofahrzeuge, der sogenannte Umweltbonus, beihilferechtlich unbedenklich sei und ohne Einschränkung umgesetzt werden könne. Wirtschafts- und Energieminister Sigmar Gabriel (SPD) freute sich, dass die Gespräche mit der EU-Kommission über die Gewährung der Kaufprämie mit gutem Ergebnis abgeschlossen werden konnten. Die Förderrichtlinie müsse nun dem Haushalts- und Wirtschaftsausschuss des Bundestages vorgelegt werden und kann danach Inkrafttreten. Die Kaufprämie tritt am Tag nach der Veröffentlichung im Bundesanzeiger in Kraft und gilt rückwirkend ab dem 18. Mai 2016. Sie wird in Höhe von 4.000 Euro für rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge und von 3.000 Euro für Plug-In Hybride jeweils zur Hälfte von der Bundesregierung und von der Industrie finanziert.
Quelle: IWR Online
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