20.04.2015, 16:34 Uhr

Wie teuer die Atommüll-Entsorgung für uns wird

Berlin – Dass die Entsorgung des Atommülls keine preisgünstige Angelegenheit ist, dürfte kaum jemanden überraschen. Doch die Zahlen, die der Vorsitzende der Endlager-Suchkommission des Bundestages nun genannt hat, übersteigen die bisherigen Erwartungen.

Michael Müller (SPD) hat gegenüber der "Frankfurter Rundschau" erklärt, dass sich die Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll um Jahrzehnte verzögern könne. Die Summe, die Müller dabei genannt hat, übersteigt auch die Rückstellungen, die die Atomkraftwerks-Betreiber E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall bislang gebildet haben. Und zwar deutlich. deutlich.

Finanzielles Erbe der Atomstrom-Ära: 50 bis 70 Milliarden Euro

Wie Müller gegenüber der "Frankfurter Rundschau" erklärte, könnten die Kosten für die Suche und die Endlagerung in den nächsten Jahrzehnten auf 50 bis 70 Milliarden Euro ansteigen. RWE, E.ON und Co. haben bislang Rückstellungen in Höhe von knapp 40 Mrd. Euro gebildet. Laut Müller kämen auf den Staat "erhebliche finanzielle Risiken zu".

Laut einem Analysepapier der Kommission ist zudem der „Zustand eines verschlossenen Endlagerbergwerks zwischen 2095 bis 2170“ denkbar. Zwischen den Jahren 2075 bis 2130 könnte demnach die Einlagerung der hochradioaktiven Abfälle aus den deutschen Atomkraftwerken beendet sein.

Gutachten: Fonds besser als Rückstellungen

Da die Finanzierung der Endlagerung des Atommülls immer problematischer erscheint, hat die Regierung zuletzt auch ein Gutachten dazu erstellen lassen. Demnach sind die Rückstellungen der AKW-Betreiber kein geeignetes Mittel zur Absicherung dieser Kosten. Als rechtssichere und ausgestaltbare Variante zur Sicherung der Finanzierung sei vielmehr eine Kombinationslösung aus internem und externem Fonds. Die Finanzierung für Stilllegung und Rückbau sollten dabei durch den internen und die Entsorgung der radioaktiven Abfälle durch einen externen Fonds abgedeckt werden. Der externe Fonds sollte in Form einer öffentlich-rechtlichen Stiftung erfolgen, so das Gutachten.

Wie machen es andere Atom-Länder

In anderen Atom-Ländern gibt es bereits unterschiedliche Varianten mit internen und externen Fondsmodellen zur Finanzierung der Atomkosten (Frankreich, Belgien, Finnland, etc.). In der Schweiz beispielsweise überweisen die AKW-Betreiber zur Risikominimierung seit 1984 Geld in einen externen und vom Staat verwalteten Entsorgungsfonds. Zudem existiert seit dem Jahr 2000 ein ergänzender Rückbaufonds. Reicht das Geld dieser Fonds nicht aus, haften die Betreiber für den Rest. Ende 2014 lagerten auf diesem Schweizer "Sparbuch" zusammen knapp 6,1 Mrd. Schweizer Franken (etwa 5,8 Mrd. Euro), geschützt vor Insolvenz und eventuellen Firmen-Umstrukturierungen der Betreiber.

Quelle: IWR Online
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