16.10.2013, 16:00 Uhr

Bundesregierung beschließt umstrittene Novelle der Energieeinspar-Verordnung

Berlin – Die aktuelle Bundesregierung wird es nicht mehr lange geben, doch in ihren letzten Wochen hat sie noch die Novelle der Energieeinsparverordnung auf den Weg gebracht. Neubauten müssen künftig höhere energetische Standards erfüllen und alte Heizungsanlagen müssen ausgetauscht werden. Von den Verbänden hagelt es Kritik.

Hausbesitzer müssen unter Umständen bald ihre Heizung austauschen. Wie das Bundeskabinett am Mittwoch beschlossen hat, müssen ab dem Jahr 2015 Öl- und Gasheizungen nach 30 Betriebsjahren stillgelegt werden. Ausgenommen sind selbst genutzte Ein- und Zweifamilienhäuser. Zuvor galt die Regelung für Heizkessel mit einem Alter von über 37 Jahren. Wer seit Februar 2002 in einem Haus mit einer 30 Jahre alten Anlage wohnt, ist von der Regelung ausgenommen. Die Regelung soll im Frühjahr 2014 in Kraft treten.

Höhere Anforderungen an Neubauten

Aber nicht nur hier gibt es Neuigkeiten, sondern auch bei dem Verbrauch von Heizung, Kühlung und Strom insgesamt. Die Effizienzanforderungen für Neubauten werden ab dem 1. Januar 2016 einmalig um 25 Prozent angehoben. Der Wärmebedarf soll durch eine bessere Gebäudedämmung um durchschnittlich 20 Prozent gesenkt werden. Bestandsgebäude sind von diesen Verschärfungen ausgenommen, für sie gelten aber noch die alten Regelungen.

Außerdem werden auf Drängen des Bundesrats, der die Novelle am vergangenen Freitag als unzureichend bezeichnete, aber trotzdem absegnete, Gebäude künftig in Energieklassen von A+ bis H unterteilt. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 einen nahezu klimaneutralen Gebäudebestand zu erreichen.

„Dies ist eine Novelle mit Augenmaß im Rahmen der wirtschaftlichen Vertretbarkeit. Eigentümern, Wirtschaft und Mietern werden keine untragbaren neuen Lasten aufgebürdet", verkündete Bauminister Peter Ramsauer (CSU). Stephan Kohler, Chef der Deutsche Energie-Agentur (Dena), begrüßte die Neuregelung in einer ersten Reaktion.

Kritik von BEE und Immobilienwirtschaft

Diese Einschätzung teilt Hermann Falk, Geschäftsführer des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE), allerdings nicht: „Leider gibt es für viele Altanlagen Ausnahmen. Mit jedem Heiztag verpufft durch diese Museumsstücke bares Geld.“ 80 Prozent der Deutschen heizen laut BEE mit veralteter Technik. Dennoch erfasse die EnEV 2014 nur wenige dieser überholten Heizungen. Dem Verband gehen die Änderungen deshalb auch nicht weit genug: „Der neue Stichtag zum verpflichtenden Heizungstausch erfasst gerade einmal 13 Prozent dieser Energieschleudern“, erklärte Falk.

Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen lief bereits am Freitag Sturm: „Die Sonntagsreden der Politiker, für mehr bezahlbare Wohnungen sorgen zu wollen, werden in der Realität ins Gegenteil verkehrt. In Wahrheit wird der in den Ballungsräumen so dringend benötigte Wohnungsneubau mit der neuen Energieeinsparverordnung noch teurer werden“, sagte Verbandschef Axel Gedaschko.

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