03.06.2014, 10:39 Uhr

EEG-Anhörung: Worauf Hohmann, Falk, Leprich, und Co. den Fokus legen

Berlin – Im Bundestag wird weiter über die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) diskutiert. Im Rahmen einer Anhörung im Ausschuss für Wirtschaft und Energie erläuterten nun u.a. der Chef der Bundesnetzagentur, Unternehmer und Forscher sowie erneut zahlreiche Verbände ihre Positionen.

Dass das Thema einen hohen Stellenwert inne hat, zeigt die Ausweitung der Anhörung. Denn ursprünglich war nur ein Tag zur Diskussion vorgesehen, doch kurzfristig wurde ein zweiter Anhörungstag anberaumt. IWR Online zieht nach dem ersten Anhörungstag am Montag Zwischenbilanz. Am morgigen Mittwoch (04.06.2014) geht es im Bundestag weiter.

BNetzA: Im Grundsatz positiv - Bioenergie-Korridore fraglich

Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat die von der Bundesregierung geplanten Ausbaukorridore für erneuerbare Energien im Grundsatz positiv beurteilt. Allerdings waren längst nicht alle Redner im Rahmen der Anhörung mit den Ausbaukorridoren zufrieden. Auch die Netzagentur machte hinsichtlich der geplanten Einschränkungen bei der Bioenergie Abstriche bei ihrer positiven Bewertung: Die Begrenzung des Ausbaus der Biomasse-Anlagen könne die Zahl dieser Anlagen sinken lassen, was zu einer sinkenden EEG-Umlage führen werde. Biomasse sei aber einer der wenigen erneuerbaren Energieträger, der weitgehend wetterunabhängig und gesichert Strom erzeugen könne und in erheblichem Umfang heute schon Regelenergie anbiete.

Bioenergie wird geschädigt – Übergangsfristen für Windenergie

Der Gesetzesentwurf sieht unter anderem vor, dass der Zuwachs der Anlagen zur Erzeugung von Strom aus Biomasse auf eine Leistung von 100 Megawatt (MW) pro Jahr begrenzt wird. Der Bundesverband Bioenergie (BBE) geht davon aus, dass dadurch alle positiven Entwicklungen und Eigenschaften der Bioenergie abgewürgt werden. Sowohl Claudius da Costa Gomez, aber auch Vertreter des Bundesverbandes Erneuerabre Energien (BEE) als auch die Vertreterin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sprechen von einer „Verunmöglichung“ des weiteren Ausbaus der Bioenergie. „Eine Gefährdung der bisherigen Ausbaudynamik“ bei Biomasse sieht zudem das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Gerade Biomasse sei wegen ihrer regelbaren und gesicherten Leistung sehr wichtig, so DLR-Vertreter Thomas Pregger.

Die Arge Netz, ein Zusammenschluss von norddeutschen Stromanbietern kritisiert wie der Vertreter des DLR zudem die unzureichenden Übergangsfristen für die Windenergie.

Ausschreibungen stark in der Kritik bei Izes, Enertrag & Co.

Anders als einige andere Sachverständige erwartet Prof. Dr. Uwe Leprich vom Institut für Zukunftsenergiesysteme (Izes) unvermeidlich höhere Kosten durch die Direktvermarktung. Auch bei Ausschreibungen werde die theoretisch höhere Kosteneffizienz des Instruments durch deutlich höhere Transaktions- und Finanzierungskosten konterkariert und könne sogar in ihr Gegenteil umschlagen.

Bisherige europäische Erfahrungen mit Ausschreibungen, ergänzte Jörg Müller vom Windanlagenbetreiber Enertrag AG, würden keinen einheitlichen Vorteil dieses Instruments zeigen. Vielmehr sei es zu steigenden Risikoprämien, Projektausfällen und einer Begünstigung großer Unternehmen gekommen. Auch eine wirtschaftliche sinnvolle Vermarktung fluktuierender Energie ohne Speichermöglichkeit sei praktisch nicht möglich.

Detlef Raphael vom Deutschen Städtetag als Vertreter der Kommunalen Spitzenverbände schlägt vor dafür, das Ausschreibungssystem breiter auszutesten als nur, wie im Gesetzentwurf vorgesehen, mit einem Pilotmodell für nur eine Technologie.

Klimaschutzziel wird verfehlt

Die Firma juwi AG spricht von einer „Gefährdung der Energiewende“ durch die EEG-Novelle. Des gäbe keinen Vertrauensschutz für Investitionen. Ein anderer starker Gegner der EEG-Novelle ist der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE). Die EEG-Novelle bremse den Ausbau der erneuerbaren Energien aus. Auch das Klimaschutzziel, bis 2020 40 Prozent des Energiebedarfs aus erneuerbaren Energiequellen zu erhalten, würde dadurch deutlich verfehlt werden. Der BEE meint, dass es wegen der Deckelung des Ausbaus der erneuerbaren Energien, es bis zum Jahr 2022 nicht genügend zusätzliche Stromquellen gäbe, so dass der Atomausstieg mit klimaschädlicher Kohleenergie aufgefangen werden müsse. Geschäftsführer Hermann Falk sagte außerdem: "Das EEG ist das bislang kosteneffizienteste System zum raschen Umbau unserer Energieversorgung hin zu den sauberen Erneuerbaren. Richtig ist es nun, den Stromkunden eine echte Wahlfreiheit zu geben, um die 25% Strom aus Erneuerbaren Energien in den Markt zu integrieren und Speicher sowie andere Ausgleichsoptionen zu schaffen.“ Zudem meint er, dass Wind- und Solaranalgen dazu in der Lage seien mit der Kohle- und Atomenergie in Wettbewerb zu treten, da die Wind- und Solaranlagen bereits heute kostengünstigen Strom produzieren. In Deutschland würde der Solarstrom ohnehin schon weniger vergütet werden als beispielsweise in Südfrankreich.

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