Kein Bau von Mini-Atomkraftwerken in den USA – SMR-Atomstrom zu teuer
© NuScale Power Corporation
Portland – Für die Atomwirtschaft sind kleine modulare Atomkraftwerke (SMR) der Hoffnungsträger der Branche, doch nun wird ein geplantes Vorzeigeprojekt in den USA schlagartig beerdigt. Die Aktie des SMR-Entwicklers NuScale Power Corporation (NuScale) bricht um über 40 Prozent ein.
Utah Associated Municipal Power Systems (UAMPS) und der Entwickler von kleinen Atomkraftwerken, die NuScale Power Corporation (NuScale), haben bekannt gegeben, dass sie sich einvernehmlich darauf geeinigt haben, das Carbon Free Power Project (CFPP) zu beenden. Geplant waren sechs AKW-Module mit je 77 MW Leistung in Idaho. Aus der Umsetzung der sogenannten Mini-Atomkraftwerke wird nichts. Grund sind Kostenexplosionen und Finanzierungsprobleme.
SMR-Projekt in den USA findet keine weiteren Partner für die Umsetzung
Die UAMPS ist eine überörtliche Einrichtung des Bundesstaates Utah und bietet seinen 50 Mitgliedern, zu denen öffentliche Energieversorgungsunternehmen in sieben westlichen Bundesstaaten gehören, eine Vielzahl von Stromversorgungs-, Übertragungs- und anderen Dienstleistungen in Utah, Arizona, Kalifornien, Idaho, Nevada, New Mexico und Wyoming an. Trotz erheblicher Anstrengungen von UAMPS und NuScale, das CFPP-Atomprojekt voranzubringen, scheint es unwahrscheinlich, dass das Projekt genügend Teilnehmer finden wird, um die Einführung und den Bau der Mini-Atomkraftwerke fortzusetzen, teilten die Unternehmen mit. Daher haben UAMPS und NuScale gemeinsam beschlossen, dass die Beendigung des Projekts für beide Parteien die vernünftigste Entscheidung ist.
Kleine Atomkraftwerke – Hohes Risiko, geringe AKW-Stückzahl und steigende Kosten
John Hopkins, CEO von NuScale gibt sich noch optimistisch: „Unsere Arbeit mit CFPP in den letzten zehn Jahren hat die NuScale-Technologie bis zur kommerziellen Einsatzphase gebracht. Das Erreichen dieses Meilensteins ist ein enormer Erfolg, auf dem wir mit zukünftigen Kunden weiter aufbauen werden.“ Doch offenbar reicht das nicht aus, denn echte Preiseinsparungen würde es nur bei einer sehr hohen Anzahl von SMR-Reaktoren geben, doch dieses Szenario ist anscheinend nicht in Sicht.
Zudem sind die Kosten für das Idaho-Projekt regelrecht explodiert. Laut dem Institute for Energy Economics and Financial Analysis lag der Zielpreis für den Atomstrom noch Mitte 2021 bei 58 USD/MWh (5,8 ct/kWh). Dieser Preis ist mittlerweile auf 89 USD/MWh gestiegen und ein Ende ist nicht in Sicht. Grund sind vor allem die geschätzten Baukosten, die von 5,3 auf 9,3 Mrd. USD und damit um 75 Prozent gestiegen sind. Die Stromerzeugungskosten für den Atomstrom wären ohne die 4 Mrd. USD an staatlichen Steuersubventionen noch deutlich höher, die einen Beitrag des US-Energieministeriums in Höhe von 1,4 Mrd. USD und einen Preisnachlass von 30 USD/MWh im Rahmen des Inflation Reduction Act (IRA) umfassen.
Zudem weist das Institut darauf hin, dass die Kosten für den Atomstrom in Höhe von 8,9 ct/kWh (89 USD/MWh) sich nur auf das Jahr 2022 beziehen und damit deutlich unter dem Preis für den Atomstrom liegen wird, den die Versorgungsunternehmen und ihre Steuerzahler tatsächlich zahlen werden, wenn der SMR einmal fertiggestellt ist. Selbst bei einer bescheidenen Inflationsrate von 2 Prozent bis 2030 würde der Atomstrom aus dem SMR nach Institutsberechnungen nicht 8,9 ct/kWh (89 USD/MWh), sondern dann schon 10,2 ct/kWh (102 USD/MWh) betragen.
NuScale Aktie im freien Fall
NuScale Power Corporation (NYSE: SMR) mit Sitz in Portland, Oregon, wurde 2007 gegründet und ist ein börsennotiertes Unternehmen. Nach Bekanntgabe der Einstellung des Vorzeigeprojekts in Idaho brach die Aktie um über 40 Prozent ein und notiert aktuell bei rd. 2 USD. Das Allzeithoch wurde im August 2022 mit knapp 15 USD erreicht.
Über das Carbon Free Power Project (CFPP) mit Mini-Atomkraftwerken
Das Carbon Power Project (CFPP) sollte die erste kleine modulare Reaktoranlage (SMR) von NuScale Power werden, die in den Vereinigten Staaten in der Nähe von Idaho Falls, Idaho, im Idaho National Laboratory des DOE (Department of Energy) den Betrieb aufnimmt.
Geplant waren zunächst 12 Module, später waren nur noch sechs 77 MW-Module vorgesehen, die mit einer Gesamtleistung von 462 MW kohlenstofffreien Strom erzeugen. Die Inbetriebnahme des ersten NuScale Power Moduls war für 2029 geplant.
Der SMR von NuScale ist bisher das einzige Design, das von der U.S. Nuclear Regulatory Commission zertifiziert wurde. Derzeit sieht es so aus, als wenn es beim Design bleiben sollte.
Quelle: IWR Online
© IWR, 2023